
>> Seitengänge 💪🏼😊
Die Seitengänge sind in aller Munde und der wohl meist gesagte Satz der Pferdemenschen, mit denen ich täglich arbeite, lautet: "Seitengänge? Nein, soweit sind wir noch nicht!"
Wieso eigentlich?🤔 Warum trauen wir uns nicht einfach da ran? Wer hat gesagt, dass Seitengänge nur für Fortgeschrittene geeignet sind?

links: Travers, rechts: Renvers
Für alle, die jetzt sofort Einspruch erheben möchten "Ja, es gibt natürlich auch das Renvers, allerdings ist das einfach ein Travers in die andere Richtung. 😉 (siehe Foto)
Der nächste Einspruch, den ich oft höre, lautet: "Was ist mit Schenkelweichen?!"
Das Schenkelweichen ist eine gute Übung, die aber nicht zu den klassischen Seitengängen gehört, da sie weniger gymnastizierend, vielmehr eine Übung zum Weichen darstellt. Hierbei ist das Pferd nicht gebogen (manchmal lediglich leicht gestellt im Genick) und wie der Name schon sagt, weicht es seitlich dem Schenkel (-druck) mit einer leichten Abstellung von 45 Grad.

Schulterherein auf der Geraden und auf der gebogenen Linie
Beim Schulterherein wird die in diesem Moment äußere Schulter des im Rippenbogen nach innen gebogenen Pferdes auf die Spur des inneren Hinterbeins geführt, während die Hinterfüße parallel weiter fußen und die Vorderbeine leicht kreuzen.
Beim Travers wird die Kruppe des nach innen gebogenen Pferdes um eine Spurbreite nach innen geholt, während die Vorhand gerade weiterläuft, sodass das äußere Hinterbein in die Spur des inneren Vorderbeines tritt (3-spurig) oder sogar noch eine Spur weiter nach innen (4-spurig).

Das Travers auf 4 Spuren in akademischer Handarbeit
Beim 3-spurigen Travers liegt der Schwerpunkt mehr unter dem Pferd, ich habe weniger Dehnung, aber auch weniger Chance für Schummeltüren.
Beim Renvers wird die Kruppe des nach außen gebogenen Pferdes um eine Spurbreite nach außen geholt, während die Vorhand gerade weiterläuft (Renvers und Travers sind demnach gleich, es unterscheidet sich lediglich die Wand, an der ich mich orientiere).
Die gymnastizierende Wirkung der Seitengänge ist vielfältig:
- Ein beweglicher Rücken und Rippenbogen, - Versammlung,
- Hebung und Gewichtsverlagerung der Schultern
- Aufwölbung des Rückens durch Bauchmuskelaktivierung,
- Hinterhandaktivierung
- Konzentrationsfähigkeit,
- uvm.
Diese Ziele erreiche ich aber nicht nur beim Reiten. Eine super Vorbereitung sind die Seitengänge auch vom Boden aus der Position der klassischen Handarbeit oder auch in akademischer Ausgangsstellung.
"Mir persönlich hat es extrem geholfen, vom Boden die Fußfolge und die Bewegung des Pferdekörpers bei den Seitengängen beobachten zu können, während ich beim Reiten zu Beginn nicht immer sicher war, ob ich spüre, was da unter mir passiert!"
Dabei sollte ich diese wirklich Schritt für Schritt erarbeiten und wie bei jeder Lektion, bereits kleine, richtige Ansätze belohnen!
Vom Boden spielen mein Körpergefühl (-position) und mein Handling eine entscheidende Rolle, diese Rolle übernimmt beim Reiten mein Sitz.
Was wir dabei nicht vergessen sollten:
Seitengänge sind sehr anstrengend und brauchen viel körperliche und mentale Kraft, daher ist es verständlich, dass die Pferde gerne Schummeltüren nutzen, um sich die Arbeit zu erleichtern.

Das Travers auf 3 Spuren in akademischer Handarbeit
Dabei ist es wirklich wichtig, dass wir genau den richtigen Moment zum Pause machen finden.
Wir gehen also in eine Übung rein, warten auf die ersten richtigen Schritte - korrigieren gegebenenfalls Schummeltüren - und gehen im Moment der richtigen Schritte lobend aus der Übung raus. Mit jedem Mal können wir dann die korrekt ausgeführte Phase um 1-2 Schritte verlängern.
So bauen unsere Pferde gleichmäßig und ohne Überforderung Muskulatur auf.
Unser größter Fehler (und ich betone bewusst das "UNS", da ich mich auch oft genug dazu zähle) ist es, dass unser Pferd die ersten Schritte korrekt macht, wir aber dann zu schnell zu viel wollen und nicht rechtzeitig beenden. Dann folgen die ersten Schummelschritte und wir finden keinen guten Moment zum Aufhören.
Die Pferde sind nun verwirrt und wir frustriert - kein schöner Teufelskreis.
Hier gilt also auch: In der Ruhe und Geduld liegt die Kraft ☝🏼😉
Wir müssen keine Profis sein, um mit den Seitengängen zu starten, wir müssen lediglich eine Vorstellung vom Ziel haben, ein inneres Bild, das wir uns selbst Schritt für Schritt zeichnen 🙂
Der Weg dorthin kann bei jedem Pferd-Mensch-Paar unterschiedlich sein, daher gibt es kein festes Schema.
Traut euch einfach und probiert es aus 😉 Ob vom Boden oder beim Reiten. Die Seitengänge werden euch helfen, euer Körpergefühl und das eures Pferdes zu verfeinern 😊👍🏼
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